Red Rabbit by Tom Clancy

Red Rabbit by Tom Clancy

Autor:Tom Clancy
Die sprache: de
Format: mobi
Herausgeber: PeP eBook
veröffentlicht: 2012-03-07T23:00:00+00:00


Es passierte in Budapest, und der Grund dafür war schlicht und einfach Pech. Der Informant war nicht einmal so wichtig. Er beschaffte Informationen über die ungarischen Luftstreitkräfte, die niemand sonderlich ernst nahm, genau wie das restliche ungarische Militär, das sich auf dem Schlachtfeld selten hervorgetan hatte. Auch der Marxismus-Leninismus hatte hier nie wirklich festen Fuß gefasst, und dennoch hatte der Staat einen eifrigen, wenn auch nicht sehr tüchtigen Geheimdienst. Nicht alle, die für ihn arbeiteten, waren auf den Kopf gefallen. Einige waren sogar vom KGB ausgebildet, und wenn es etwas gab, wovon die Sowjets etwas verstanden, dann waren es Spionage und Spionageabwehr. Besagter Geheimdienstoffizier, Andreas Morrisay, trank gerade in einem Café in der Andrassy Utca seinen Morgenkaffee, als er jemanden einen Fehler machen sah. Hätte ihn seine Zeitung nicht gelangweilt, hätte er gar nicht hochgeschaut und wäre nicht auf ihn aufmerksam geworden, aber so sah er ihn. Ein ungarischer Staatsangehöriger – das konnte man an seiner Kleidung erkennen – ließ vor dem Nachbartisch etwas fallen. Es hatte etwa die Größe einer Tabaksdose. Er bückte sich rasch, um es aufzuheben, doch dann drückte er es überraschenderweise an die Unterseite der Tischplatte. Und Morrisay sah, dass es nicht wieder abfiel. Anscheinend war ein Klebeband daran befestigt. Und das war nicht nur ungewöhnlich, sondern auch eins der Dinge, die er in einem Lehrfilm an der KGB-Akademie am Rand von Moskau gesehen hatte. Es war eine sehr einfache, veraltete Form eines so genannten toten Briefkastens, wie ihn feindliche Spione benutzten, um Informationen weiterzuleiten. Morrisay kam es so vor, als wäre er unversehens in ein Kino geraten, in dem gerade ein Spionagethriller lief, und als wüsste er instinktiv, was als Nächstes passieren würde. Spontan ging er auf die Herrentoilette, wo es ein Münztelefon gab, und rief von dort in seinem Büro an. Er sprach weniger als dreißig Sekunden. Danach benutzte er die Toilette, denn das Ganze konnte eine Weile dauern, und er war plötzlich ziemlich aufgeregt. Die Zentrale seiner Organisation befand sich nur ein paar Straßen weiter, und wenig später kamen zwei seiner Kollegen in das Cafe, nahmen Platz, bestellten Kaffee und unterhielten sich angeregt. Morrisay war relativ neu in seinem Job – er war erst zwei Jahre dabei – und er hatte noch nie jemanden festgenommen, der etwas Verbotenes getan hatte. Aber heute war sein großer Tag, ahnte er plötzlich. Er hatte einen Spion entdeckt, einen ungarischen Staatsangehörigen, der für ein anderes Land arbeitete. Und selbst wenn er nur dem sowjetischen KGB Informationen zukommen ließe, wäre das eine Straftat, für die er verhaftet werden konnte – obwohl die Angelegenheit in diesem Fall vermutlich durch den KGB-Verbindungsoffizier rasch geklärt wurde. Nach etwa zehn Minuten stand der Ungar auf und verließ, gefolgt von einem von Morrisays Kollegen, das Lokal.

Danach passierte erst einmal länger als eine Stunde nichts. Morrisay bestellte eine Portion Strudel – keinen Deut weniger schmackhaft als im dreihundert Kilometer entfernten Wien. Die Magyaren legten nämlich großen Wert auf ihr Essen, und Ungarn war trotz der den Bauern im Ostblock aufgezwungenen Planwirtschaft ein landwirtschaftlich produktives Land.



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